Globale Landtechnik-Konjunktur: Abkühlung, aber kein Weltuntergang

Die deutschen Landtechnikhersteller rechnen für 2019 mit geringeren Umsätzen. Die Industrie setzt vermehrt auf klimafreundliche Technologien, die in der Landwirtschaft Anwendung finden.

12.09.2019

Der VDMA, der Verband deutscher Maschinen- und Anlagebauer, rechnet 2019 mit einem leichten Dämpfer für die Landtechnik-Konjunktur. «Während die Weltproduktion stagniert, erwarten wir in Deutschland moderate Rückgänge des Produktionsumsatzes um etwa 3%», betonte VDMA-Geschäftsführer Bernd Scherer an einer Pressekonferenz in Kassel (D). Die Agrartechnikindustrie erlebe nach einem Wachstumsmarathon nun eine Wachstumspause, dies sei aber kein Weltuntergang, werde man mit einem Umsatzvolumen aus deutscher Produktion von 8,4 Mrd. Euro doch immer noch den zweithöchsten Umsatz aller Zeiten erreichen.
Generell sei der Absatz an den Handel nach wie gut, allerdings würden sich dort die Lagerbestände anhäufen, da sich die Endverkäufe schwächer entwickeln würden. Als Gründe für den Rückgang sieht man beim VDMA vor allem Sondereffekte. «Da sind zum einen die immer noch nicht ganz ausgestandenen Folgen der EU-Typgenehmigungsverordnung für Traktoren, die 2017 und 2018 für eine grosse Zahl von Händlerzulassungen sorgte und teilweise heute noch die Lager verstopft», erläuterte VDMA-Geschäftsführer Scherer. Aber auch in anderen landtechnischen Produktsegmenten würden aussergewöhnlich hohe Lagerbestände beklagt. Branchenanalysten gehen davon aus, dass viele Händler ihre Lager vor allem aus Furcht vor möglichen Lieferengpässen gefüllt haben.
Scherer sieht in der Landtechnik einen Problemlöser in der Klimafrage. In dieser Frage seien nicht überbordende Regulierungen, sondern ein technologieoffener Wettbewerb der Ideen und Lösungen gefragt. «Unsere Industrie ist dafür bestens gerüstet, versteht sie sich doch bewusst nicht als Defensivspieler, sondern als proaktiver Problemlöser», meinte Scherer.
In einem vom deutschen Bundeslandwirtschaftsministerium mit mehr als 5 Mio. Euro geförderten Forschungsprojekt zur Kraftstoffeffizienz im landwirtschaftlichen Produktionsprozess haben Wissenschaft, Industrie und Verbände in den zurückliegenden drei Jahren eindrucksvoll gezeigt, wie deutlich die CO2-Kurve seit 1990 gesunken ist und auch noch weiter sinken wird. Für das Kraftstoff-Konzept der Agrartechnikindustrie sind vor allem Prozesslösungen nötig, um die CO2-Emissionen bis 2030 massiv zu reduzieren. Nicht der isolierte Blick auf Motor oder Antriebsstrang führt hier weiter, sondern eine ganzheitliche Betrachtung der gesamten Wertschöpfungskette, die mit Bodenbearbeitung und Aussaat beginnt, sich in der Düngung und Pflanzenpflege fortsetzt und im Ernte- und Logistikprozess ihren Abschluss findet. Der VDMA wird Resultate zu diesen Studien an der Agritechnica 2019 in Hannover detaillierter vorstellen.