Ernte einer vielversprechenden Kultur

In diesen Tagen werden vielerorts die Süsskartoffeln geerntet – eine neue Kultur, die auch in der Schweiz immer beliebter wird.

05.10.2020

Das auch in der Schweiz immer beliebter werdende spezielle Knollengemüse mit exotischer Herkunft stellt hohe Anforderungen an die vegetativen Bedingungen sowie den Anbau und verlangt eine sehr schonende Ernte. Die Süsskartoffel wurde 1519 erstmals in Europa schriftlich erwähnt und hat ihren Ursprung in südamerikanischen Gebieten, wo sie bis heut als Grundnahrungsmittel angebaut wird. Botanisch hat die Süsskartoffel, die zu den Windengewächsen gehört und auch als Wurzelgemüse bezeichnet wird, keine Verwandtschaft mit den ebenfalls aus Übersee stammenden konventionellen Kartoffeln aus der Familie der Nachtschattengewächse.
In den letzten Jahren hat diese Feldfrucht einen eigentlichen Siegeszug durch die Schweizer Küchen angetreten. Früher eingeführt, werden Süsskartoffeln jetzt vermehrt auch in der Schweiz angebaut. Grundsätzlich sind keine Pflanzenschutzmittel zum Schutz der Pflanzen vor Krankheiten und Schädlingen sowie Herbizide zugelassen, so dass nebst der mechanischen Unkrautbekämpfung mit mehrmaligem Hacken auch viel Handarbeit nötig ist. Beim Pflanzen werden im Gegensatz zu Kartoffeln keine Knollen, sondern aus Wurzeln gezogene Setzlinge oder nur angetriebene Wurzelteile ausgepflanzt.
Nun steht die Ernte an. Die Knollenhüllen dürfen dabei nicht verletzt werden.  Da die Erdfrüchte mit ihrer eher feinen Schale aber heikel auf äusserliche Beschädigungen sind, ist grösste Sorgfalt gefordert. So kann man beispielsweise einen konventionellen Kartoffelvollernter nicht einsetzen. Entweder müssen sie mit einem kleinen Roder, der früher als «Bauernkönig» bezeichnet wurde, zum Roden von Kartoffeln auf dem Feld aus den Furchen geschüttelt und danach in Handarbeit aufgelesen werden. Andere setzen auf eine maschinelle Ernte mit einem etwas abgeänderten Spezialroder, der früher bei der Kartoffelernte eingesetzt wurde. Jeweils zwei Furchen werden von der Maschine erfasst und das gesamte Erdreich samt den Südkartoffeln auf einer Siebkette angehoben. Auf der Maschine sind dann flinke Hände Team gefordert, um in Sekundenschnelle die Süsskartoffeln vom Siebkettenband zu nehmen, sie teilweise noch den Wurzeln abzutrennen und diese auf das andere Band zu legen. Danach werden die Erdfrüchte direkt in Paloxen befördert und diese bei einer Temperatur von 29°C und hoher Luftfeuchtigkeit gelagert. Dabei bildet sich weiter Zucker und zugleich verkorkt die Schale leicht. Danach werden sie wieder bei deutlich tieferen Temperaturen bis zur eigentlichen Auslagerung für den Verkauf eingelagert. Bei diesem Lagerungsprozess entwickeln die Früchte dann den für sie typischen süsslichen Geschmack.
RoMü