Der Traktor als Energiespeicher mit Strom vom Dach

Wie ein 33-kWh-«BatteryBoost»-Hybridtraktor mit Stromlieferanten vom Hof kombiniert werden kann, daran forscht John Deere in einem Projekt.

01.11.2019

Im Rahmen des Projekts «3connect» zeigt John Deere erste Ansätze, wie ein Hybridtraktor mit «Battery-Boost»-System auf Höfen mit eigener Stromproduktion eingesetzt werden kann. Der besondere Traktor basiert auf einem John Deere «6210 RE» mit einem 6-Zylinder-Dieselmotor mit 210 PS. An der Front des Traktors hängt eine Batterie mit einer Bruttokapazität von 33 kWh.

Die Batterie soll in Zukunft bis zu 100 kW Zusatzleistung für den Fahrantrieb des Traktors sowie für elektrische Antriebe auf Anbaugeräten bereitstellen können. Derzeit nehme der Fahrantrieb des Schleppers bis zu 20 kW aus der Batterie auf, heisst es im Blog «Mit der Batterie aufs Feld».

Der Hybridtraktor wurde dieses Jahr für zwei Monate auf einem Hof bei Immenstadt im Allgäu mit Photovoltaikanlage getestet. Auf diesem Hof wurden Verbraucher wie Milchkühlung, Lüftungen und Futterautomaten mit dem «BatteryBoost»-Hybrid-Traktor  und einem Solarspeicher intelligent kombiniert und mit einem Energiemanagementsystem von ABB effizient gesteuert.

Der Ansatz von John Deere besteht darin, dass der Hybridtraktor als Teil des Energiemanagements auf Höfen zum Einsatz kommen kann, die mit Photovoltaik-, Biogas- oder Windkraftanlagen selber Strom produzieren. Die Batterie könne, wenn sie gerade nicht mit dem Traktor im Einsatz ist, als Energiespeicher auf dem Hof eingesetzt werden. Die Vision für die Zukunft ist laut John Deere: «Wenn viel Strom produziert wird, weil zum Beispiel die Sonne dauerhaft scheint, wird die Batterie geladen. Wenn jedoch in der Nacht Energie benötigt wird, kann die Batterie diese wieder abgeben.» So komme man der Antwort auf die Frage «Wohin mit dem Sonnenstrom?» einen grossen Schritt näher, sagt John Deere. Der «BatteryBoost» kann auch, vom Traktor abgekoppelt, stationär als Speicher genutzt werden.

Eine grosse Herausforderung sei die Kommunikation zwischen Ladesäule und Batterie. Um das System breit einsetzen zu können, setzten die John-Deere-Ingenieure aus Kaiserslauten (D) im Laufe der Entwicklungen auf den so genannten «CCS-Combo 2» Standard für Schnellladung mit Gleichstrom. So könne die Batterie an herkömmlichen Ladesäulen geladen werden bzw. der Landwirt könne selbst kostengünstig eine eigene Ladeinfrastruktur aufbauen.
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