Diesel-Alternative «ED95»

Diesel-Motoren, die mit Bio-Ethanol betrieben werden, haben Vorteile nicht nur in der CO2-Bilanz, sondern auch bei Russ und Feinstaub. Das zeigt eine Studie der TU Wien.

20.09.2021

Auch wenn Elektromotoren derzeit stark an Popularität gewinnen – auf Dieselmotoren wird man in absehbarer Zukunft nicht völlig verzichten können. Das betrifft etwa Baumaschinen, Traktoren oder auch den LKW-Verkehr. In diesen Bereichen könnte der Ethanol-Diesel «ED95» eine umweltfreundliche Alternative sein. Das zeigt eine neue Studie des Instituts für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik der TU Wien, die in Kooperation mit dem Nahrungsmittel- und Industriegüterkonzern Firma Agrana durchgeführt wurde und auf früheren Untersuchungen von LKW-Hersteller Scania in Schweden aufsetzt.

Erstmals sei mit dieser Studie die Nutzung von Ethanol-Diesel am PKW-Motorenprüfstand präzise untersucht worden. Zusätzlich zur massiv verbesserten CO2-Bilanz zeigten sich auch grosse Vorteile in der Partikelemission, aber auch die Stickoxidemissionen würden sich durch die Verwendung von Ethanol-Diesel reduzieren lassen. Zudem werden der Wirkungsgrad des Motors verbessert. Bei «ED95» handelt es sich um sogenanntes «additiviertes Ethanol» – Alkohol, mit einem Zusatz von 5 % an Zündverbesserer und Schmiermittel. Das Ethanol selbst wird aus pflanzlichen Rohstoffen gewonnen. Bei der Verbrennung entstehe daher laut den Forschern nur genau so viel CO2, wie vorher von den Pflanzen aufgenommen wurde. Mit den Zusatzstoffen und dem hohen Wirkungsgrad des Dieselmotors komme man damit insgesamt auf eine CO2-Reduktion von etwa 90 % (well-to-wheel), verglichen mit gewöhnlichem, fossilem Diesel.

Allerdings seien für den ED95-Einsatz umfangreiche Anpassungen des Motors nötig. Deshalb ist ein wechselnder Betrieb von ED95 und Diesel derzeit noch nicht möglich. Seine Stärken kann der Kraftstoff ED95 ganz besonders bei hohen Motorlasten ausspielen, daher sei er gerade für den Einsatz in schweren Nutzfahrzeugen bestens geeignet.

«In manchen Bereichen, etwa beim LKW-Verkehr, bei Baumaschinen oder Traktoren hat die Elektromobilität noch ihre Grenzen. Mit Ethanol-Diesel könnte man gerade in diesen Bereichen die Nachhaltigkeit und das Emissionsverhalten deutlich verbessern», sagt Bernhard Geringer von der TU Wien. Den gesamten derzeitigen Individualverkehr auf Ethanol-Diesel umzustellen, sei freilich nicht möglich – für die Produktion der dafür nötigen Ethanolmengen wäre so viel biologisches Material nötig, dass die verfügbaren Flächen dafür bei Weitem nicht ausreichen würden, betont Geringer. Ethanol-Diesel sei daher keine direkte Konkurrenz zur Elektromobilität, sondern eine sinnvolle Ergänzung für Nischen, in denen auf Diesel nicht rasch genug verzichtet werden könne. ED95 ist bislang nicht verfügbar in der Schweiz. röt/Quelle: TU Wien