Anspruchsvolles Fahren am Hang

Das Arbeiten mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen in Schräglagen oder Steigungen birgt Gefahren. Für das Fahren in solchen Bedingungen müssen die Sicherheitsregeln beherrscht werden.

16.06.2022

In den vergangenen zehn Jahren ereigneten im landwirtschaftlichen Bereich 321 tödliche Berufsunfälle, wovon 42% im Zusammenhang mit Fahrzeugen stehen. Dies geht aus Daten hervor, die von der Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL) und Agriss erfasst wurden. Ein erheblicher Teil dieser Unfälle ist auf umkippende Fahrzeuge zurückzuführen. Im Jahr 2021 standen acht von insgesamt 25 tödlichen Berufsunfällen im Zusammenhang mit einem Fahrzeugsturz.
Viele Faktoren beeinflussen die Grenze für den Einsatz eines Gerätes am Hang, aber eines ist sicher: Den Gesetzen der Physik entkommt niemand! Wer die physikalischen Grundlagen kennt und akzeptiert, wählt gezielter eine Maschine, die zum eigenen Hof passt und achtet beim Kauf mehr auf die Details, welche die Sicherheit beim Arbeiten am Hang beeinflussen. Bei einem Standardtraktor können Faktoren wie die Höhe oder die Breite des Fahrzeugs, der Radstand oder die Hubarm-Länge der Fronthydraulik die Sicherheit bereits erheblich verbessern.
Spezialfahrzeuge für Berggebiete wie Zweiachsmäher oder Transporter sind in Steillagen zwar besser geeignet, aber auch teurer und unter Umständen weniger vielseitig einsetzbar. Ein richtig dimensionierter und ausgerüsteter Standardtraktor kann hier eine gute Alternative sein.
Versteht man die Gesetze der Physik und das eingesetzte Material, werden Begriffen wie «Schwerpunkt» und «Standpolygon/Standpyramide» mehr Beachtung geschenkt. Auch wird dann eher darauf geachtet, die zur Verfügung stehenden technischen Massnahmen umzusetzen, wie beispielsweise das Montieren von Doppelrädern oder das richtige Ballastieren des Fahrzeugs vor Arbeiten am Hang.
Alle anderen Faktoren, wie die Lage und Unebenheiten des Grundstücks, der Bodenzustand und die Wetterbedingungen, müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Teilweise verändern sich diese von Tag zu Tag oder sogar von Stunde zu Stunde! Um sie besser einschätzen zu können, sollten die heiklen Stellen des Grundstücks zu Fuss besichtigt werden, bevor sie mit Maschinen befahren werden.
Der Faktor Mensch hat ebenfalls einen grossen Einfluss: es reicht nicht, ein Fahrzeug mit Sicherheitsgurt zu besitzen - man muss ihn auch tragen! Darüber hinaus spielt auch die Erfahrung der Person am Lenkrad eine wichtige Rolle. Man sollte sich vor Ort auskennen, bei heiklen Situationen die richtigen Reflexe haben und im Notfall wissen, wohin man lenken soll. Routine und Erfahrung entbinden jedoch nicht von der Anwendung der Sicherheitsregeln und -massnahmen.
Die BUL organisiert periodisch Weiterbildungskurse zum Traktorfahren, wie den Kurs «Profis fahren besser» in Zusammenarbeit mit dem TCS oder «Fahren am Hang». An der Unfallverhütungstagung vom 30. August 2022 werden verschiedene Aktivitäten der BUL gezeigt, darunter auch der Kurs «Fahren am Hang».
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